Zunächst haben beide dieser Q-Gruppen eine formale Bedeutung, also die Aufforderung die Sendeleistung entweder zu verringern oder zu erhöhen. Meist meint man im Amateurfunk mit QRP, dass die aktuelle Ausgangsleistung des Signals unter 5W ist. Zumindest ist dies eine geläufige Definition in vielen Klubs und auch in vielen Kontesten. Was QRO ist, da scheiden sich die Geister. In Kontesten meint man damit die Klasse mit starken separaten Leistungsverstärkern im 1000W Bereich, ansonsten meint man eher die typischen 100W Sender.
Dieser Text soll hier keine Partei für eine Leistungsklasse ergreifen. Es ist klar, dass kaum ein ernster DXer auf sein kW verzichten kann, während es eine Vielzahl von Gründen gibt, QRP vorzuziehen. Anderen ist eine umfangreiche Kommunikation wichtig und sie entscheiden sich für die klassischen 100W Sender. Das ist in der Regel laut genug für bequeme Kommunikation aber birgt nicht den Ärger, der oft mit hohen Leistungen verbunden ist (RFI, TVI, etc.).
Jede Leistungsklasse hat ihre eigenen betriebsechnischen Besonderheiten, z.B. sollte eine sehr starke Station auf unnötige Wiederholungen verzichten, während QRP-Stationen wichtige Angaben mehrfach wiederholen sollten, je nach empfangenem RST.
QRP Stationen können sehr wohl einen Teil des betrieblichen Nachteils der geringen Leistung durch gute Betriebstechnik ausgleichen. Sehr empfehlenswert ist das Studium der Ausbreitungsbedingungen, z.B. durch die entsprechenden Seiten in den einschlägigen Zeitschriften (z.B. CQ-DL) oder Hilfsmittel im Internet, oder Modellprogramme für Wellenausbreitung mit Reflexionen an der F2-Schicht (Voacap, minimuf). Man kann auch auf RBN-Clustern sehen, wie laut man ist. Werte unter 10 dB dort sind kein gutes Zeichen. Im Sommer ist auch blitzortung.org hilfreich, denn QRN ist ein echter Spaßkiller für QRP.
Was als gute Betriebstechnik wahrgenommen wird, hängt sehr vom Standpunkt ab.
QRP Op sollten sich um sehr präzises CW bemühen und ihre Geschwindigkeit maximal so wählen, dass sie auf weniger als einen Gebefehler pro Minute kommen. Jeder sollte mit der Taste geben, aus der sich die geringste Fehlerrate ergibt. Ideal sind Elbugs mit Regler zur schnellen Anpassung der Geschwindigkeit, möglichst mit Verriegelung der Buchstabenabstände, so dass nur noch die Wortabstände manuell gewählt werden.
QRP Op sollten auf die Bitten der QRO-Station achten und hinnehmen, dass das QSO bei ungünstigen Bedingungen von der QRO Station dirigiert wird, denn sie trägt auch den Löwenanteil der Mühe bei schlechten Signalen. Beispiel: ein "NAME?" von DL0QRO sollte nicht so beantwortet werden: "DL0QRO de DR0QRP/QRP = MEIN NAME NAME IST HANSI = DL0QRO de DR0QRP K" sondern mit "HANSI HANSI HANSI HANSI KN", also nur senden, was die QRO Station gefragt hat. Ist die QRP Station hier geschickt, freut sich die QRO Station sehr und ist am Erfolgserlebnis eines QSOs beteiligt.
QRP Op sollten nicht ihr Rufzeichen durch /QRP überladen, zumindest nicht bei jeder Nennung des Rufzeichens. Allenfalls bei CQ-Rufen ergibt sich ein Mehrwert, wenn die rufende Station ihre Leistungsklasse bekannt macht. Allerdings ist nicht jedem klar, was "CQ QRP DE DR0QRP K" bedeuten soll. Streng genommen ist es ein gerichteter Anruf an QRP Stationen, aber vielleicht will DR0QRP auch nur zum Ausdruck bringen, selber mit 5W zu senden. QRP Stationen tun ohnehin besser daran, mehr zu hören als zu rufen und sollten mit gerichteten Anrufen besonders sparsam sein.
QRP Stationen sollten keine gerichteten Anrufe missachten, insbesondere nicht während der kurzen Öffnungen zum Pazifik.
QRP Stationen sollten nicht lehrmeisterlich versuchen, 3 kHz entfernt von einer QRP-Frequenz andere Op zu belehren, dass sie im "QRP Band" seien. Es gibt kein QRP Band, auch die QRP-Frequenzen sind kein Besitzstand, sie sind aber im IARU-Bandplan notiert und laden zur Rücksichtnahme ein. Tatsächlich geht der Ärger auf den QRP-Frequenzen weniger von elefantösem QRO aus, als viel mehr von Egozentrikern, die geradezu grundsätzlich genau die QRP-Frequenz belegen.
Der QRO Op wünscht sich, dass seine QSO-Partner mit zumutbarer Mühe lesbar sind. Eine gute Arbeitshypothese ist, dass ein 5W Op ein um 2 S-Stufen leiseres Signal produziert als die meisten anderen Stationen (z.B. mit 80W im Schnitt). Deshalb sollte der QRP Op möglichst nur dann CQ-Rufe beantworten, wenn er meint, er hätte das empfangene Signal auch lesen können, wenn es 2 S-Stufen leiser gewesen wäre. Ist das nicht der Fall, riskiert die QRP Station entweder nicht gehört zu werden oder der QRO Station viel Mühe abzuverlangen.
QRO Stationen sollten zumindest versuchen, das QSO mit einer QRP Station zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, bzw. sich auch deutlich äußern, wenn man nicht mehr gehört wird. Für ein verwertbares QSO sind RST und Rufzeichen ja schon genug. Wenn man als QRP Station nach dem eigenen Durchgang die QRO-Station CQ rufen hört, ist das schon etwas enttäuschend.
QRO Stationen sollten einen angemessenen Abstand zu den QRP-Anruf-Frequenzen halten bzw. diese allenfalls zu nutzen, um einen Ruf einer QRP Station zu beantworten. Noch besser ist, dass der QRO Op dann selber auf 5W reduziert, weil in der Regel QRP-QRP Kontakte als besonders wertvoll erachtet werden. QRO Stationen sollten wissen, dass zwischen QRP-Frequenz und Bandende mit anrufenden QRP-Stationen zu rechnen ist. Wer von QRP nicht "belästigt" werden will, sendet lieber im Getümmel am Bandanfang.
QRO Stationen sollten auch am oberen Bandende zu finden sein, denn dies impliziert die Bereitschaft, auch besonders QRP Stationen zur Verfügung zu stehen. Die EUCW versucht dem Rechnung zu tragen, dass die oberen 10 kHz dort bevorzugte Frequenzen sind (insbesondere im Leiterspiel), die AGCW trägt auch die Freundschaftsaktivität und die Bug- und Cootie-Aktivität am oberen Bandende aus, wo QRP relativ gebräuchlich ist.