CW kann vom menschlichen Ohr bzw. Gehirn (A1A) oder von einem technischen System dekodiert werden (A1B).
• A1A - manuelle Dekodierung eines Trägers mit Ein/Aus-Tastung • A1B - maschinelle Dekodierung eines Trägers mit Ein/Aus-Tastung
Diese Klassifizierung bezieht sich nicht auf die Erzeugung der Morsezeichen. Ein Op, der Gehörlesen praktiziert aber mit einer Tastatur sendet, betreibt A1A-Betrieb.
ist primär das Feld der in der EUCW vertretenen Klubs, die allesamt viel zum Thema sagen können. Wer Interesse hat, nehme Kontakt zu einem dieser Klubs auf. Formell ist auch A1A ein digitaler Modus, doch es gibt zur Kultur der anderen digitalen Moden beträchtliche Unterschiede.
ist eine digitale Betriebsart wie viele andere auch, hat aber durchaus Besonderheiten.
Diese Betriebsart trifft zwar unter alten Funkern mitunter auf Skepsis, sie ist jedoch durchaus interessant und hat viel positives Potential, das nur oft brach liegt. Fast jeder CW-Op hegt Sympathie auch zu A1B, weil eben eine Kommunikation (Mensch-Maschine) nicht nur möglich, sondern sogar praxistauglich ist.
Allerdings ist diese Praxistauglichkeit gerade besonders begrenzt bei DX im Sinne von einer Situation mit Pile-Up. Wer als A1B-Op hier nicht sein eigenes Rufzeichen gehörlesen kann, hat sehr schlechte Karten, weil die Frequenz der DX-Station üblicherweise immer wieder so sehr gestört wird, dass Dekoder nicht damit zurecht kommen können. Und selbst dann, wenn man sein Rufzeichen erkennen kann, setzt man sich in schlechtes Licht, wenn mögliche Anweisungen der DX-Station nicht verstanden werden. Daher ist bei DX guter Rat teuer. Völlig inakzeptabel ist, wenn eine DX-Station selber ein Pile-up erzeugt und dieses dann mit einem Skimmer abschöpft, denn dies führ zu abnormal niedrigen QSO-Zahlen und strapaziert die Geduld der Teilnehmer sehr.
Die erste Einsicht ist, dass A1A noch immer sehr viel häufiger ist als A1B. Wenn man es selber mit A1B zu tun hat, dann ist das Erscheinungsbild ähnlich wie bei anderen schmalbandigen Digimodes, wie z.B. PSK31, abgesehen von Unterschieden im Stil der Makros. Die meisten A1A-Op erscheinen auf dem Bildschirm weniger ansehnlich, wobei es aber durchaus erfreuliche Ausnahmen gibt. Es ist auch nicht so, dass die meisten A1A-Op für ihre Verhältnisse aus Aufschneiderei zu schnell geben, vielmehr ist einfach beim Gehörlesen die Fehlertoleranz höher. Der geübte Gehörleser, "überhört" die Fehler einfach, während der Bildschirm knallhart jedes Fehlerchen anzeigt und zusätzlich auch die Fehler anzeigt, die nicht zu Lasten des Op gehen.
• A1B funktioniert einwandfrei nur mit guten, ungestörten Signalen. Es gibt aber massenhaft Signale, die für brauchbare QSO nicht nur laut genug, sondern auch QRM-frei sind.
• Man muss als A1B-Op nach einem CQ Ruf damit rechnen, dass das Gegenüber nicht hinreichend gut aufgenommen wird. Dieses Problem könnte man lindern, indem man die eigene Sendeleistung vermindert und von den gängigen QRP Frequenzen einen gewissen Abstand hält. Ebenso sollte man besser den Bandanfang meiden, wo sich DXer und besonders "ernste", routinierte und leistungsstarke Funker tummeln.
• CW ist nicht gleich CW. Mitunter schreibt der Decoder manuell erzeugtes CW nur schlecht mit, weil die aufgenommene CW-"Handschrift" nicht normgerecht ist, was bei bestimmten Tastentypen sehr häufig vorkommt. Auch Frequenzschwankungen können problematisch sein. Trotzdem: Die meisten CW-Op verwenden einen Elbug, der perfekte Zeichen erzeugen kann. Wer ungenau gibt, ist in den meisten Fällen schon am CQ-Ruf erkennbar, von solchen Rufen lässt ein A1B-Op am besten seine Finger. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen A1A-Op zwar elektronisch rufen, aber nach einem Anruf sofort auf Handbetrieb umstellen. Sie wählen beim Rufen die Bequemlichkeit, haben aber Freude an mechanischen Tasten. Dies ist sowohl gängig als auch legitim. Das kann für den A1B-Op zwar ein Problem werden, muss es aber nicht. Wenn man den A1A-Op bittet, wieder auf Elbug oder Computer-CW umzuschalten, kommt er der Bitte meist nach. Der automatische Ruf hat ja bereits belegt, dass der Op dazu befähigt ist, maschinelles CW zu erzeugen.
• Ein eigener Satz von Makros für CW ist sehr empfehlenswert, wobei Satzzeichen (und besonders Punktfolgen) möglichst gemieden werden sollten. Umlaute meidet man besser auch, diese werden beim Kodieren mitunter falsch wiedergegeben und beim Dekodieren oft nicht erkannt. Optimal ist ein Satz von Makros auf Deutsch und ein weiterer auf Englisch für internationale Verbindungen. Erfahrene Digi-Op praktizieren dies ohnehin schon. Im Prinzip kann man Makros schreiben, die sowohl für CW als auch für andere digitale Betriebsarten verwendbar sind, aber dies ist mit Kompromissen verbunden. Am besten trennt man, und am besten hat man je eine deutsche und eine englische Makro-Version.
• Vorsicht mit der Geschwindigkeit. Voreingestellte Werte sind meist zu schnell. 15 WpM (75 BpM) wird von der übergroßen Mehrheit der CW Op beherrscht. Wer 25 WpM (125 BpM) beherrscht, ist schon Kandidat für den "High Speed Club" und gilt als "Talent". Schon die oft voreingestellten 20 WpM sind reichlich schnell für viele Op, die nur ab und zu auf dem Band sind. Die Grundregel ist, dass die Sendegeschwindigkeit niemals schneller sein sollte als die vom Dekoder angezeigte Geschwindigkeit der Gegenstation. Eine niedrige Geschwindigkeit erlaubt auch eine bessere Beherrschung des Ablaufs für A1B-Einsteiger.
• Bitte einen CQ-Ruf nicht mit einem CQ-Ruf beantworten, denn dies führt zu Missverständnissen. Dieser Fehler wird mitunter in der Praxis beobachtet.
• Bitte QSLs ausfüllen als CW oder CW/A1B. A1B als alleinige Angabe reicht nicht aus, weil z.B. Hellschreiben auch A1B ist, aber im Sinne vieler Diplome als Digimode betrachtet wird. Bei Diplomen wird CW eher selten als Digimode betrachtet.
Leider werden diese Besonderheiten von A1B nur selten bei der Vorbereitung auf die AFu-Prüfung gelehrt. Dies führt zu unnötigen Problemen. Das Potential ist phantastisch, praktisch jedes Digi-Programm "kann" CW/A1B. Es gehört nicht viel dazu, erfolgreich mit CW/A1B zu arbeiten, aber einfach von PSK31 auf CW umstellen ist ganz sicher KEINE gute Idee. Es lohnt sich, einen Blick auf gängige CW-Betriebstechnik zu werfen. Wichtig für alle ist, dass keine moralischen "Wertungen" gemacht werden. Niemand wird mit CW-Fähigkeiten geboren, alle haben einmal angefangen; heute ist nun mal der Erstkontakt mit CW meist über ein Digi-Programm. Auch als A1B-Op hat man keinen Grund, anscheinend "verstümmelte" Zeichen als QSD oder gar QLF zu diffamieren. Was dem Bildschirm entgeht, mag ein geübter Op als Hochgenuss mit dem besonderen "Swing" empfinden. A1B ist eine tolle Sache und man kann ruhig genug Selbstvertrauen haben, sich dazu zu bekennen. Das hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Wir können nach wie vor davon ausgehen das die allermeisten A1A-Op gegenüber A1B-Op die gebotene Rücksicht walten lassen, und umgekehrt gilt das auch. Versucht es doch einfach. Zuguterletzt sollte aber auch nicht verheimlicht werden, dass A1B eher nie als selten ein Weg ist, morsen zu lernen. Wer an CW so viel Geschmack gefunden hat, dass er den Wunsch hegt, es selber zu lernen, der sollte einen CW-Kurs machen. Auch bei Gehversuchen nach dem CW-Kurs ist das "Mitlesen am Rechner zur Sicherheit" eher kontraproduktiv, weil es Konzentration erfordert, die dann nicht mehr zur Verfügung steht für Fortschritte.
Der erste Schritt ist immer das richtige Erkennen der Gegenstation. Der direkte Weg ist zunächst das Erkennen von Computer-CW, nicht jeder, der mit einem PC gibt, muss ein A1B-Op sein, doch fast alle A1B-Op senden auch mit einem PC.
• Normgerechte Gebeweise, insbesondere sehr gute Wortabstände.
• Verwendung von Makros, unterschiedliche Gebeweise inner- und außerhalb von Makros.
• Ungewöhnliche Fehler. A1A-Op senden ab und zu einen Punkt zu viel, aber sehr selten einen völlig falschen wohlgeformten Buchstaben.
• PC-Op tendieren zum Geben von Satzzeichen, während oft Betriebszeichen wie Trennungszeichen (BT), AR oder SK mit Abstand gegeben werden.
• Freunde digitale Betriebsarten geben oft ungefragt den Loc durch. Das ist in der Kurzwellen-Praxis in CW eher die Ausnahme und beschränkt sich auf besondere Aktivitäten.
• PC-Op brauchen in der Regel länger sum Umschalten von Empfangs- auf Sendebetrieb.
• PC-Op senden mitunter relativ schnell.
Sobald der QSO-Partner als möglicher A1B-Op eingestuft ist, sind gewisse Verhaltensregeln angebracht.
• Ein A1A-Op sollte seine Gebegeschwindigkeit nicht dem CW der Gegenstation anpassen, sondern die Geschwindigkeit einstellen, die er selber am besten beherrscht.
• Ein A1A-Op sollte (über-) deutliche Wortabstände erzeugen. und Umlaute oder Sonderzeichen meiden.
• Wer einen modernen Elbug hat (wie z.B CMOS Super, Idiom Press Chip, PK-4, ETM9) sollte versuchen, die "Autospacing"-Funktion zu aktivieren, weil diese das "Schmieren" (d.h. zu kurze Abstände zwischen Buchstaben) völlig ausschließt. Hingegen gibt es kein Mittel gegen zu kurze Wortabstände, außer sich darauf zu konzentrieren.
• QSL werden ausgefüllt als 2xCW oder CW/A1A. Letzteres bedeutet, dass man selber manuell empfangen hat. A1A/A1B zu schreiben, wäre eine Spekulation. Man kann mit letzter Sicherheit nicht wissen, wie CW hunderte von km weit weg gelesen wird. Manche Op verwenden auch Mischformen, sie lassen den Dekoder "zur Sicherheit" mitlesen (was eine nicht empfehlenswerte Praxis ist). Manche TRX der höheren Preisklasse haben einen eingebauten Decoder mit Display, der vom Op mitgelesen werden, aber auch ignoriert werden kann. Es gibt sogar A1A-Op, die Texte von Hand mitschreiben, aber während des Mitschreibens nicht mitlesen können und daher nach jedem Durchgang eine "Denkpause" sprich Lesepause brauchen.
• Oberstes Gebot ist, der Gegenstation ein möglichst angenehmes QSO zu ermöglichen. Der A1B-Op von heute ist ein potentieller A1A Op von morgen, auch wenn diese Aussagen unter CW-Lehrern umstritten ist. Wer tatsächlich A1A-Op werden möchte, sollte während des Lernens auf Dekoder verzichten. Nichtsdestoweniger lernen viele CW kennen via A1B und entscheiden sich später zum Erlernen von A1A, was eher ein monatelanger als wochenlanger Prozess ist.